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Insektenschutz

Ein blühender Garten ist nicht allein der Verdienst fleißiger Hobbygärtner, sondern auch Ausdruck eines gut funktionierenden Ökosystems. Dafür sind Bienen, Schmetterlinge, Motten, Käfer und andere Insekten unverzichtbar. Ohne Insekten fände keine Bestäubung statt. Weiterhin stellen Insekten für viele Lebewesen die Nahrungsgrundlage dar. Wir können auf Insekten nicht verzichten und die kleinen Krabbler verdienen besonderen Schutz. Da die Zahl an Insekten rapide abnimmt, ist dabei jeder einzelne gefordert. Wir klären Sie umfassend über Insektenschutz auf und nennen Maßnahmen, mit denen Sie selbst einen Beitrag dazu leisten können.

Worauf bezieht sich der Insektenschutz?

Insekten sind Teil der biologischen Vielfalt und ein unverzichtbarer Bestandteil der Ökosysteme. In Deutschland hat die Gesamtmasse an Insekten in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen und auch die Artenvielfalt ist zurückgegangen.

Im September 2019 hat das Bundeskabinett das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ verabschiedet. Das Programm dient dazu, dem Insektensterben entgegenzuwirken und die Artenvielfalt zu erhalten. Inkludiert sind verschiedene Maßnahmen, welche in Deutschland bessere Lebensbedingungen für Insekten schaffen sollen.

Die zentralen Handlungsbereiche konzentrieren sich auf die Förderung und Erhaltung der Lebensräume von Insekten im landwirtschaftlichen Raum wie auch in Siedlungsbereichen.

Worauf sich der Insektenschutz konkret bezieht, erfahren wir, wenn wir einen Blick auf die wichtigsten Maßnahmen des Insektenschutzgesetzes werfen.

  • Schutz der Lebensräume von Insekten: Dabei wird der gesetzliche Schutz von Streuobstwiesen, Trockenmauern oder Berg-Mähwiesen als Biotope angestrebt und umgesetzt.
  • Verbot von Bioziden in Schutzgebieten: In verschiedenen Schutzgebieten ist die Verwendung von Bioziden, die sich negativ auf Insekten auswirken, nicht erlaubt.
  • Eindämmen der Lichtverschmutzung: Diese Maßnahme betrifft den Schutz von nachtaktiven Insekten. Diese werden häufig von Kunstlicht angelockt und sterben. Dies wird als „Staubsaugereffekt“ bezeichnet. In Naturschutzzonen und Nationalparks dürfen bestimmte künstliche Beleuchtungen nicht mehr eingerichtet werden. Weiterhin ist die Festlegung von Grenzwerten für die Lichtemission Teil dieses Maßnahmepakets.
  • Einschränkung des Einsatzes von Insektenfallen: Im Gespräch sind auch künftige Rechtsverordnungen, welche den Gebrauch von Insektenfallen außerhalb geschlossener Räumlichkeiten einschränken oder untersagen.

Neben diesen konkreten Zielsetzungen bezieht sich Insektenschutz auch auf eine ganze Reihe an Maßnahmen, die jeder einzelne von uns daheim und im eigenen Garten umsetzen kann. Wir werden später noch darauf eingehen.

Welche Insektenarten sind in Deutschland geschützt?

Das Thema Tierschutz sollte uns alle angehen und jede Spezies gleichermaßen einschließen. Dennoch sind einige Tierarten besonders schutzbedürftig. Insekten machen in Deutschland 70 Prozent aller Tierarten aus. Es gibt allein 33.300 Insektenarten. Mehr als 40 Prozent davon sind bestandsgefährdet, nur noch selten anzutreffen oder schon ausgestorben.

Die große Vielfalt an Insekten macht es uns unmöglich, alle geschützten Arten einzeln aufzuführen.

Damit der Überblick leichter fällt, wurde folgende Kategorisierung eingeführt:

  • Schmetterlinge
  • Käfer
  • Libellen
  • Haut- und Netzflügler
  • Fang- und Springschrecken
  • Spinnentiere

In folgender Übersicht möchten wir Ihnen einige besonders geschützte, bzw. streng geschützte Unterarten nennen.

Insekten-ArtBesonders geschützte Vertreter Streng geschützte Vertreter
SchmetterlingeGelblinge Perlmuttfalter Grünwidderchen DickkopffalterBruchweidenkarmin Malveneule Pappelglucke Schwarzer Bär
KäferBockkäfer Prachtkäfer Laufkäfer PuppenräuberHirschkäfer Körnerbock Goldkäfer Purpurbock Kurzschröter
LibellenSyrische Prachtlibelle Syrische KurzlibelleZwerglibelle Alpen-Mosaikjungfer Östlicher Blaupfeil Scharlachlibelle
Haut- und NetzflüglerBienen Hummeln Hornissen Rote Waldameise Ameisenjungfern Kreiselwespen KnopfhornwespenLangfühleriger Schmetterlingshaft Panther-Ameisenjungfer
Fang- und SpringschreckenGottesanbeterin Blauflügelige SandschreckeGroße Höckerschrecke Östliche Grille Grüne Strandschrecke
SpinnentiereRote Röhrenspinne Gerandete JagdspinneGoldaugenspringspinne Flussuferwolfsspinne Gerandete Wasserspinne

Wie lassen sich geschützte Insekten erkennen?

Bei der Vielfalt an geschützten Insekten ist es kaum möglich, die vielen Namen auseinanderzuhalten, geschweige denn, geschützte Tiere an ihrem Aussehen zu erkennen. Eine grobe Unterscheidung zu treffen ist nicht nur für die geschützten Tiere von Vorteil, sondern hilft Ihnen auch, den eigenen Geldbeutel zu schonen.

Hinweis: Wer geschützte Insekten verletzt oder tötet, dem drohen zwischen 50.000 und 65.000 Euro Strafe. Das Strafmaß unterscheidet sich je nach Bundesland.

Eine genaue Zuordnung erscheint für Laien schwierig. Orientieren Sie sich daher an einer groben Klassifizierung. So stehen die heimischen Bienen und Hummeln beispielsweise unter strengem Schutz. Die langbeinige, grüne Gottesanbeterin lässt sich ebenfalls leicht erkennen. Der Goldkäfer ist durch seine glänzende grüne Färbung nicht zu übersehen. Beim Hirschkäfer fallen die Kieferzangen am Geweih ins Auge.

Generell gehen Sie auf Nummer sicher und nehmen den Naturschutz besonders ernst, wenn Sie das Töten und Verletzen von Insekten jeglicher Art unterlassen.

Warum ist es wichtig, Insekten zu schützen?

In Deutschland herrscht Alarmstufe Rot. Laut des Bundesamtes für Naturschutz gelten etwa ein Viertel der beinahe 6.750 neu bewerteten Insektenarten als gefährdet. Den größten Anteil nehmen die Käfer mit über 5.600 Arten ein.

Der Insektenschutz ist von essenzieller Bedeutung für den Fortbestand des Lebens. Etwa 75 Prozent aller Kulturpflanzen müssen von Insekten bestäubt werden. Ohne tierische Bestäuber würden die Ernten bei Kirschen, Pflaumen oder Äpfeln um bis zu 90 Prozent zurückgehen.

Gut zu wissen: Insekten bestäuben etwa drei Viertel unserer wichtigsten Kulturpflanzen.

Pflanzen werden nicht nur von Wildbienen bestäubt, auch Schmetterlinge, Käfer, Schwebfliegen oder Wespen gehen dieser Aufgabe nach. Die Bestäubungsleistung ist unverzichtbar für die Landwirtschaft. Zugleich wird vielen Insekten durch den Einsatz von Pestiziden die Lebensgrundlage genommen. Ohne Bestäubung blieb die Ernte wichtiger Ackerkulturpflanzen wie Ackerbohnen, Raps oder Sonnenblumen aus.

Nicht zu vergessen ist die Rolle von Bodeninsekten. Diese bauen organische Substanzen im Erdreich ab und helfen dabei, Pflanzenmaterial zügig zu zersetzen und wertvollen Humus als Pflanzendünger zu gewinnen. Damit wird der natürliche Kreislauf aufrechterhalten und die Nährstoffe werden dem Boden wieder zugeführt.

Weiterhin sind Insekten ein wichtiger Teil der Nahrungskette.

Zahlreiche Tierarten ernähren sich von Insekten:

  • Vögel
  • Reptilien
  • Amphibien
  • Igel
  • Dachs
  • Spitzmaus
  • Fledermaus

Hinzu kommen räuberische Insekten. Diese vertilgen andere Insekten, welche teilweise als landwirtschaftliche Schädlinge gelten.

Wie wichtig es ist, Insekten zu schützen, verdeutlicht eine abschließende Frage:

Wie sähe unsere Welt ohne Insekten aus?

Eine Welt ohne Insekten böte ein trauriges Bild. Pflanzen, die nicht mehr von Insekten bestäubt werden, können sich nicht mehr vermehren und sterben nach und nach aus. Für den Menschen entstünden große Einbußen in der Nahrungsvielfalt. Es gäbe kaum noch Obst und Gemüse und auch auf Schokolade oder den geliebten Morgenkaffee müsste verzichtet werden. Tiere, die sich von pflanzlicher Kost ernähren, könnten nicht überleben. Damit gingen auch die Vorräte an Fleisch und Milchprodukten zur Neige. Baumwolle oder Seide, um daraus Kleidung herzustellen, ständen nicht mehr zur Verfügung. Auch der Blick aus dem Fenster würde sich traurig gestalten. Wo heute der blühende Garten das Auge erfreut, türmten sich in einer Welt ohne Insekten Berge von Kot, Kadavern und verrotteter Biomasse auf.

Wie kann man beim Schutz der Insekten helfen?

Jeder kann dabei helfen, die Lebensbedingungen für heimische Insekten zu verbessern und das Artensterben zu verhindern. Wir möchten Ihnen nun einige konkrete Möglichkeiten nennen:

Insekten brauchen Nahrung

Damit der heimische Garten zum Tummelplatz für Insekten wird, muss der Tisch reich gedeckt sind, und zwar zu jeder Jahreszeit. Achten Sie darauf, Pflanzen mit verschiedenen Blühzeiten zu kultivieren. Da Wildbienen und Hummelköniginnen bereits im Spätwinter unterwegs sind, versäumen Sie nicht, den Garten mit Frühblühern auszustatten.

Dazu zählen:

  • Schneeglöckchen
  • Winterlinge
  • Krokusse
  • Narzissen
  • Märzenbecher

Der Sommer kann mit verschiedenen Blühpflanzen und Kräutern ein Meer aus Farben und Düften versprechen:

  • Kornblumen
  • Glockenblumen
  • Anemonen
  • Sonnenblumen
  • Lavendel
  • Oregano
  • Thymian
  • Wiesensalbei

Mit Astern, Dahlien mit ungefüllten Blütenköpfen oder Herbst-Anemonen bieten Sie Insekten eine letzte wichtige Nahrungsquelle vor dem Winter.

Insekten brauchen einen Unterschlupf

Eine naturnahe Gartengestaltung schließt den Insektenschutz ein. Zahlreiche Arten ziehen sich bevorzugt in Sträucher und Wildhecken zurück. Morsche Äste können Insekten als Versteck dienen. Eine Hausbegrünung mit Efeu, Weinreben oder Blauregen dient ebenfalls als wirkungsvoller Insektenschutz.

Willkommen im Hotel!

Wildbienen und Wespen können Sie mit wenig Aufwand im Garten oder auf dem Balkon Nisthilfen anbieten.

Insektenhotels können Sie in verschiedenen Formen und Größen kaufen, aber auch mit wenigen Handgriffen selbst herstellen. Eine Blechdose, die mit Schilf- oder Bambusröhren gefüllt wird, kann als Insektenhotel dienen. Ebenso können Sie in Holz Löcher verschiedenen Durchmessers bohren.

Wichtig: Die Brutröhren dürfen keine Holzsplitter oder scharfen Kanten aufweisen.  

Wir möchten Ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben, worauf beim Bau eines Insektenhotels zu achten ist:

  • Brutröhren sollten einen Durchmesser zwischen drei und sechs Millimeter besitzen
  • Länge der Brutröhren sollte mindestens das Zehnfache des Durchmessers betragen
  • Bohren Sie Röhren in Holz, halten Sie dazwischen ein bis zwei Zentimeter Abstand
  • Bambus- oder Schilfstängel sollten am hinteren Ende verklebt werden
  • Röhren sollten waagerecht verlaufen, damit sie zum Brüten angenommen werden
  • Brutröhren sollten nicht nach beiden Seiten offen sein

Beim Aufstellen des Insektenhotels sollten Sie sich für eine sonnenexponierte Lage, bevorzugt im Südosten bis Südwesten entscheiden. Bringen Sie ein Dach aus Dachpappe oder Zinkblech als Regenschutz an. Das Dach sollte nicht zu weit überragen, um die Beschattung der oberen Etagen zu vermeiden. Damit der Aufstellort attraktiv erscheint, sähen Sie ausreichend Wildblumen aus.

Worauf muss im eigenen Garten geachtet werden, um Bienen, Hummeln und andere Insekten zu schützen?

Wenn Sie Insekten im heimischen Garten ausreichend Raum bieten möchten, heißt es nicht selten, die eigenen Bedürfnisse etwas zurückzunehmen und für einen insektenfreundlichen Garten umzudenken.

Ordnung muss nicht immer sein

Ein penibel aufgeräumter Garten erfreut das Auge? Doch wann sind Ihnen hier die letzten Insekten begegnet? Damit sich Insekten im Garten wohlfühlen, sollten Sie einige Bereiche schaffen, wo die Natur sich selbst überlassen bleibt. Lassen Sie Disteln, Giersch, Brennnesseln oder Gundermann sprießen. Dann können viele Falterarten ihren Nachwuchs versorgen. Auch Obstbaumschnitt muss nicht zwingend entsorgt werden. Schichten Sie eine Totholzhecke auf, finden Insekten wie auch Vögel oder andere Kleintiere Unterschlupf, Nahrung und Baumaterial.

Schottergärten – nein danke

Schottergärten sind modern, machen wenig Arbeit und lassen den Garten aufgeräumt wirken? Doch eigentlich bieten die kahlen, mit Steinen bedeckten Flächen einen traurigen Anblick. Wo keine Pflanzen wachsen, finden Insekten keinen Lebensraum. Besonders pflegeleicht sind Schottergärten auch nicht, denn Wildkräuter bahnen sich nach kurzer Zeit ihren Weg durch die Steinwüste. Schottergärten gelten als wenig umweltfreundlich und wurden in einigen Städten sogar bereits verboten.

Bienenweiden anstatt Pflanzen ohne Nährwert

Was vielleicht nicht jedem Hobbygärtner bekannt ist: Nicht alle Pflanzen sind automatisch bienenfreundlich. Blüten, die keine Pollen und keinen Nektar freigeben, sind für Insekten wertlos.

So machen Sie mit folgenden Pflanzen Bienen & Co. keine Freude:

  • Tulpen
  • Stiefmütterchen
  • Geranien
  • Ranunkeln
  • Chrysanthemen
  • Stockrosen
  • Forsythie

Schaffen Sie stattdessen eine lebendige wie farbenfrohe Bienenweide aus:

  • Blaukissen
  • Lavendel
  • Bartblume
  • Fetthenne
  • Kornblume
  • Schafgarbe
  • Majoran
  • Prachtscharte
  • Flammenblume
  • Salbei
  • Verbenen
  • Löwenmäulchen

Nachhaltig gärtnern – auf Torf verzichten

In vielen Blumenerden ist Torf enthalten. Dies ist wenig umweltfreundlich und für den Naturgarten keine Option. Torf muss abgebaut werden, und zwar in den Mooren, die eine große Zahl an Insekten beherbergen. Mit dem Torfabbau geht unwiderruflich Lebensraum verloren, denn Moore bilden sich extrem langsam und wachsen nicht nach.

Tipp: Achten Sie beim Kauf auf torffreie Blumenerde oder mischen Sie sich Ihr eigenes Substrat aus Lehm, Sand und Kompost.   

Natürlicher Pflanzenschutz, anstatt chemische Keule

Nicht alle Insekten werden geliebt. Zeigen sich Kartoffelkäfer, Blattläuse oder Weiße Fliegen, besteht Handlungsbedarf. Doch es müssen nicht zwingend Pestizide eingesetzt werden. Sie können Schädlinge im Garten mit einer ganzen Reihe natürlichen Wirkstoffen bekämpfen:

  • Knoblauchbrühe
  • Ackerschachtelhalmkraut
  • Brennnesseljauche
  • Milch
  • Kaffeesatz
  • Pflanzenöl

Noch einfacher: Lassen Sie die leidige Arbeit von Fressfeinden erledigen. Setzen Sie Schlupfwespen, Ohrwürmer oder Wanzen aus, vertilgen diese zuverlässig die genannten Schädlinge.

Auch im eigenen Zuhause heißt es: keine Panik vor Insekten. Die meisten Arten gelten als komplett harmlos. So stechen Hornissen beispielsweise nur, wenn sie sich direkt bedroht fühlen. Töten Sie keine Insekten aus Angst, sondern entfernen diese behutsam aus der Wohnung.

Sollten Sie im Garten auf ein Wespen- oder Hornissennest treffen, handeln Sie niemals eigenmächtig. Wer sich an den Nestern zu schaffen macht, riskiert hohe Bußgelder. Für die fachkundige Entfernung setzen Sie sich mit dem zuständigen Landratsamt in Verbindung.

Über die Autorin: Maria Lengemann ist Geschäftsführerin der Diginauten GmbH, einer Content-Marketing-Agentur mit Sitz in Bayern. Sie ist zudem seit 13 Jahren als Journalistin selbstständig und Romanautorin. Weitere Hinweise zum Thema Insektenschutz gibt es auf bussgeldkatalog.org.

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